Flugkompensation

Wie sang Frank Sinatra doch so schön: „Come fly with me, let's fly, let's fly away..“ und fast alle von uns kennen den Moment, wenn das Flugzeug abhebt und wir nach ein paar Minuten über den Wolken schweben. Spätestens ab dann ist das Urlaubsgefühl angekommen.

Ich spreche in meinem Blogartikel über das eher neue Gefühl der Flugscham, das auch mich betrifft und darüber wie klimaschädlich Flugreisen sind. Zudem zeige ich Dir wie Du die CO2-Emissionen Deines Fluges berechnen und ausgleichen kannst – Stichwort Flugkompensation. Ach, und warum ein Parfümfläschchen Dich zum Nachdenken bringen sollte, erkläre ich auch kurz.

Am Ende gebe ich Dir auch ein paar sinnvolle Tipps darüber, wie Du Deine (Flug-)Reisen klimabewusster gestalten kannst.

Ready to take off?!

Flugkompensation und unsere Flugscham!

Unserem Urlaubsgefühl geht meist unser Gefühl von Fernweh voraus, was wohl so alt wie die Menschheit ist. Hingegen ist das Gefühl von Flugscham relativ neu für uns.

Was ist Flugscham?

Der Begriff flygskam, „Flugscham“, kommt aus Schweden. Das Land rühmt sich klimapolitisch ja schon mit seiner Umweltaktivistin Greta Thunberg und der gefühlt seit Ewigkeiten eingeführten CO2-Steuer, die übrigens weltweit sogar die höchste Bepreisung von CO2* darstellt. Da wundert es wohl kaum, dass die Idee bzw. die Bewegung dem Fliegen abzuschwören in Schweden seinen Ursprung hat.

Wir alle sind uns bewusst darüber, dass Fliegen einen enormen CO2-Ausstoß verursacht und dennoch fliegen viele von uns. Aufgrund dieses Umweltbewusstseins haben wir zwar ein schlechtes Gewissen zu fliegen, tuen es aber dennoch, das ist sozusagen Flugscham. Übrigens ist der Begriff seit 2020 im Duden verankert.

Und um ehrlich zu sein, das hatte mich eiskalt erwischt, also diese Flugscham! Ich fragte mich also, ob ich jetzt nie wieder in ein Flugzeug steigen sollte!?

*Quelle: wienerzeitung.at

Übrigens und wichtig – und was ein Parfümfläschchen damit zu tun hat.

Es gibt natürlich immer individuelle Lebenssituationen, bei denen Fliegen unumgänglich ist. Beispielhaft sei hier, wenn man ein Kind aus einem fernen Land adoptiert oder die eigene Oma, die weit weg lebt noch einmal und vielleicht zum letzten Mal besuchen möchte.

Ich bin jedoch auch der Meinung, dass alle, die sich im nicht zu übersehenden Duty-Free-Shop ein neues Duftfläschchen leisten, welches dann mit den anderen sieben Flacons im Badezimmerschrank sein Dasein verbringt, durchaus mal darüber nachdenken sollten, ob er oder sie das Geld nicht zur Flugkompensation nutzt. Für etwas Geld auszugeben, was man besitzt, wie ein Parfümflacon ist für viele einfacher, als für etwas, was sie nie in der Hand halten werden, leider.

Wir sollten meiner Meinung zwar nicht zu schnell über andere urteilen, aber wir können durchaus über uns selbst ein Urteil fällen :) Also fang bei Dir an!

Wie klimaschädlich ist Fliegen eigentlich?

klimabewusst fliegen Flugkompensation — Girlstrip 2014: Malaysia, Flugzeug für unseren Inlandsflug von Kuala Lumpur nach Sandakan

Warum hat Fliegen eine so klimaschädliche Wirkung?

Das Flugzeug stößt durch die Verbrennung von Kerosin CO2 aus.
Bei der Verbrennung von Kerosin, also dem Treibstoff der Flugzeuge entstehen Stickoxide, Aerosole und Wasserdampf, welche ebenfalls zur Erderwärmung beitragen.
Da die CO2-Emissionen in großer Höhe ausgestoßen werden, verstärkt sich der Treibhauseffekt.

Im direkten Vergleich der durchschnittlichen Treibhausgasemissionen verschiedener Verkehrsträger gibt das Umweltbundesamt somit das Fazit: Der Verkehrsträger Flugzeug hat die klimaschädigenste Wirkung.

Das Umweltbundesamt schätzt zudem, dass 5%-8% der globalen Klimaerwärmung auf alle Flüge zusammen, also auch Frachtflüge, zurückgeht.

BEISPIEL:
Um Dir das genauer vor Augen zu führen, wie sehr Fliegen dem Klima schadet, fliege ich für Dich exemplarisch und theoretisch daher jetzt einmal in den Urlaub. Da ich Kölnerin bin, starte ich von Köln aus und wähle das wohl beliebteste nahe und dennoch ferne Urlaubsziel der Deutschen, Mallorca.

1 Reisende: Caro
von: Köln (DE), CGN
nach: Palma de Mallorca (ES), PMI
Hin- und Rückflug
Economy Class

Mein CO2-Fußabdruck: 0.508 t

Aber was bedeutet dieser CO2-Fußabdruck in Relation, also wie klimaschädlich ist so ein Flug? Das folgende Diagramm betrachtet unseren CO2-Ausstoß und gibt Antwort.

Quelle: berechnet durch  myclimate.org (Mai 2022)

Ich muss Dir somit leider sagen, dass eine Flugreise die klimaschädlichste Fortbewegungsmöglichkeit ist, die Du aussuchen kannst, um Dein Fernweh zu stillen. Das Argument „der Flieger fliegt auch ohne mich und stößt dann CO2 aus“, ist hinfällig, denn Du, ich, ja wir schaffen überhaupt die Nachfrage für das Angebot an Flügen. Sprich es gilt meist: je geringer unsere Nachfrage, desto geringer das Angebot.

Vielleicht fragst Du mich jetzt indirekt: „Caro, fliegst Du nun gar nicht mehr?“
Die Antwort ist: „Doch, ich fliege, ABER..“

Kurzum ich fliege deutlich weniger und kompensiere jeden Flug. Ich erzähle Dir kurz zwei persönliche Beispiele, um Dir ein wenig zu zeigen, wie ich mit der Entscheidung, Flieger ja oder nein umgehe:

1) Come fly with me? – Kopenhagen (Dänemark)
Über meinen Geburtstag wollte ich etwas besonderes machen und da ist mir eingefallen, dass wir, mein Partner und ich, eigentlich schon vor der Pandemie Kopenhagen bzw. Dänemark sehen wollten. Ich dachte mir, es wäre doch schön dies nun als Familie als 3-Tagestrip zu machen. Doch mir wurde schnell bewusst, dass die Idee dahin zu fliegen und dann noch für solch einen kurzen Zeitraum überhaupt nicht nachhaltig ist. Das Auto oder der Zug schienen uns in diesem Fall für den kurzen Aufenthalt zu aufwendig mit Kleinkind. Daher haben wir uns dafür entschieden, unsere Reise nach Dänemark abermals zu vertagen und sind nun in die Niederlande gefahren.

2) Come fly with me? – Budapest (Ungarn)
Wiederum ist für diese Reise ein Geburtstag der Anlass. Mein Vater möchte seinen runden Ehrentag in der Stadt verbringen, in der er aufgewachsen ist und das mit seiner Familie. Dieser konkrete Anlass mindert nicht meine Nachdenklichkeit über einen Flug nach Budapest, jedoch ist es für mich auch nicht vorstellbar dieses Familienereignis abzusagen und da eine Zugfahrt von Köln nach Budapest nicht in Frage kommt – diese dauert sehr lange und ist schlicht zu anstrengend mit Kind – ich denke Du weißt, was ich meine. Kurzum, wir fliegen nach Budapest, der Flug ist gebucht und kompensiert.

Mehr dazu, warum ich es wichtig empfinde zu reisen, auch in ferne Länder, kannst Du in diesem Blogartikel lesen:

Blog-Empfehlung:

Was bedeutet Flugkompensation?

Flugkompensation bedeutet, dass Du die entstandenen CO2-Emissionen Deines Flugs ausgleichen, also kompensieren kannst. Für die entstandene Menge an CO2 wird also die gleiche Menge an CO2 eingespart.

Die Kompensation Deiner entstandenen Emissionsmenge erfolgt in Form von Spenden an Klimaschutzprojekte. Mit Deinen Spenden finanzierst Du ausgewählte Klimaprojekte weltweit. Die verschiedenen Klimaschutzprojekte vermindern den generellen Ausstoß an Treibhausgasen und schützen somit das Klima. Viele Projekte unterstützen auch die Bevölkerung vor Ort durch beispielsweise regionale und nachhaltige Entwicklungsprogramme.

Wie viel kostet es Deinen Flug zu kompensieren?

Ganz einfach ausgedrückt, das kommt auf zwei Punkte an:

Zum einen darauf, wie weit Deine Flugstrecke ist, denn je weiter die Flugstrecke, umso mehr CO2 wird ausgestoßen und sollte dann entsprechend ausgeglichen werden.
Zum anderen kommt es darauf an, ob Du ggf. für größere konkrete Projekte spenden möchtest.

Gemäß meinem Beispiel:

Caro – Hin-/Rückflug – Köln/Mallorca
CO2-Fußabdruck: 0.508 t
Flug-Kompensationsbeitrag: 14 Euro

Die Stiftung myclimate schreibt dazu: „Die Emissionen werden in myclimate Klimaschutzprojekten in Entwicklungs- und Schwellenländern kompensiert. Die Projekte erfüllen höchste Standards (Gold Standard, Plan Vivo) und tragen zu den SDGs der UN bei. So reduzieren myclimate Projekte nicht nur Treibhausgas-Emissionen, sondern tragen darüber hinaus zur sozialen, ökologischen und wirtschaftlichen Entwicklung in der Region bei.“

Quelle: myclimate.de

In diesem Falle ist eine Flugkompensation wohl günstiger als ein Parfümflacon aus dem Duty-Free-Shop! :) Think about it!

Flugkompensation:
Kompensiere Deinen Flug –
„CO2-neutral fliegen”

Nun gut, ob man letztendlich wirklich von einem CO2-neutralen Flug sprechen kann, habe ich in meiner Recherche nicht feststellen können, ich finde diese Beschreibung eher irreführend, denn das Flugzeug fliegt de facto nunmal nicht emissionsfrei. Dennoch, Du kannst etwas tun, um Deinen Flug klimabewusster und Deine Reise somit nachhaltiger zu gestalten. Die Antwort heißt Flugkompensation.

CO2-Ausgleich – Wie und wo Du die CO2-Emissionen Deines Fluges errechnen und kompensieren kannst

Ich zeige Dir nun, wo Du Deinen Flug kompensieren kannst und somit Deine entstandenen CO2-Emissionen ausgleichst.

2018 hat die Stiftung Warentest Deutschlands übrigens sechs Kompensationsagenturen (Arktik, Atmosfair, Klima-Kollekte, KlimaManufaktur, myclimate , Primaklima) genauer betrachtet und anhand von Schulnoten (sehr gut bis ungenügend) hinsichtlich folgender Punkte bewertet:

Qualität der Kompensation
Transparenz
Leitung und Kontrolle

Quelle: test.de/CO2-Kompensation

1. Direkt bei der Airline

Eurowings z. B. bietet einen direkten CO2-Ausgleich auf ihrer Webseite an. Wähle Deinen Flug aus und kompensiere vor finaler Buchung bzw. Zahlung Deine Flugemissionen. Du hast schon gebucht ohne Flugkompensation? Keine Panik, auch danach kannst Du Deinen CO2-Ausgleich noch tätigen, halte am besten Deine Buchungsnummer dafür bereit. Eurowings arbeitet übrigens zusammen mit myclimate und Compensaid.

2. myclimate (gut)

The Climate Protection Partnership ist eine gemeinnützige Stiftung und hat ihre Wurzeln in der Schweiz. Die Stiftung fördert den Klimaschutz durch Beratung, Bildung und über 100 Klimaschutzprojekte weltweit. Finanziert wird dies durch Kunden, wie Dich, welche zur Kompensation ihrer Treibhausgasemissionen Geld zahlen/spenden. Hier kannst Du auch ganz einfach den CO2-Ausstoß Deiner Reise berechnen und kompensieren, egal ob Flugzeug, Kreuzfahrtschiff, etc.

3. Compensaid

Hinter Compensaid steckt die Lufthansa Innovation Hub GmbH. Du kannst hier die CO2-Emissionen Deines Fluges durch den Kauf von nachhaltigem Kerosin (SAF: Sustainable Aviation Fuel) ausgleichen sowie durch die Unterstützung von Klimaschutzprojekten von myclimate.

4. Atmosfair (sehr gut)

Atmosfair ist mit der Note 0,6 der Testsieger!
Atmosfair ist eine gemeinnützige gGmbH und stammt aus Berlin. Du kannst ein Klimaschutzabo bestellen oder Deinen Flug kompensieren.

Weitere sehr gute Anbieter für Deine CO2-Kompensation:

Klima-Kollekte (sehr gut)

Primaklima (sehr gut)

Finger lieber weg von Klimamanufaktur (ausreichend) und Arktik (ausreichend).

Wie sinnvoll ist Flugkompensation?

Ich möchte einige kritische Punkte sowie ein Fazit dazu geben.

Flugkompensation ist generell kein „Freifahrtsschein“ für einen unbewussten, unachtsamen Flugkonsum!
Eine Kompensation regt nicht dazu an, Emissionen grundsätzlich zu vermeiden. Wie ich anfangs schon erwähnte, der Flug an sich produziert CO2, diese Tatsache ist derzeit noch unvermeidbar.
Es gibt Anbieter, die bei Stiftungwarentest teils die Note 4 erhalten haben, diese Anbieter für Flugkompensation sollte man meiner Meinung nach meiden.
Kompensationen für Klimaschutzprojekte in autokratisch regierten Ländern ist kritisch zu sehen. Wenn Du hierzu mehr lesen möchtest, empfehle ich Dir den folgenden Artikel von Quarks & Co.

Mein Fazit:
Die beste Art CO2-Emissionen, also Treibhausgase, zu vermeiden, ist es, diese gar nicht erst entstehen zu lassen, das ist Fakt! Sei Dir also bewusst, warum Du unbedingt fliegen möchtest. Versuche Flüge, wenn es geht zu vermeiden, wie in meinem oberen Beispiel „Dänemark“. Wenn Du fliegen möchtest, dann reduziere Deine Flüge im Jahr z. B. auf einen Flug, maximal zwei und kompensiere diese. Meine Grafik “Houston, we have a problem!” mag von mir witzig daher kommen, ist aber durchaus leider ernsthafte Realität, die Du beeinflussen kannst. Also mach Dir den klimaschädlichen Fakt „Fliegen“ bewusst und rede mit anderen darüber.

Meine Tipps, um Deine (Flug-)Reise klimabewusster zu machen

Anbei habe ich Dir ein paar Tipps zusammengeschrieben, die mir geholfen haben.

Vermeide Inlandsflüge
Vermeide, wenn möglich, als in Deutschland lebende Person Flüge innerhalb Deutschlands. Deutschland ist mit Bahn, Bus oder Auto genauso gut zu entdecken und zu bereisen.
Direktflüge
Plane, soweit es Dir vor allem mit Kindern möglich ist, Direktflüge ein. Flüge mit Zwischenstopps verursachen mehr C02-Ausstoß als ein Direktflug.
Reise bewusst
Werde Dir bewusst darüber, warum Du unbedingt für Deine Reise fliegen möchtest.
Plane lange Aufenthalte am Zielort ein
Steigst Du ins Flugzeug, so ist es sinnvoll, dass Dein Aufenthalt am Zielort länger geplant ist – z. B. ist ein 5-Tagestrip auf die Malediven nicht nachhaltig. Solche kurzen Flugtrips können meiner Meinung nach in den meisten Fällen vermieden werden.

achtsam reisen Flugreise Seychellen Felsen — Seychellen, La Digue, unsere Wanderung

Ein persönliches Beispiel:
Vor ein paar Jahren hatte eine Freundin von mir ihre Trauung auf den Seychellen geplant und ich war stolze Brautjungfer. Ich habe diesen Anlass dann dazu genutzt meinen bzw. unseren langjährigen Urlaub damit zu verbinden und auf den Seychellen Land und Leute kennenzulernen. Bei einer meiner atemberaubendsten Wanderungen überhaupt habe ich zudem mit Einwohnern und Touristen am Strand, in den Felsen und im Insel Regenwald Plastikmüll gesammelt und über die Plastikverschmutzung der Weltmeere gesprochen.

Check die Bahnverbindung
Gerade für Strecken innerhalb Deutschlands und teils Europas macht es meiner Meinung nach immer wieder Sinn eine Bahnfahrt als Option zu prüfen. Für Familien bietet die Bahn auch Familienabteils – man sollte hier nur früh genug buchen.

Und ja, ich bin auch der Meinung, man muss gucken, ob die eigenen Kinder das mitmachen, sonst ist der Urlaub nachhaltiger, aber das Urlaubsgefühl eher mau, wenn Du weißt, was ich meine ;)

Ich lese zudem immer wieder, dass nun vermehrt Nachtzüge ein Comeback erleben sollen – da wäre ich dabei, vor allem wenn es nach Italien geht.

Vielleicht sind wir eines Tages ja soweit und können
einen Null-Emissions-Flug buchen und somit wirklich CO2-neutral fliegen.

Es ist wünschenswert!